Immer wenn ich einen neuen Deutsch-Kurs in der Q-Phase bekomme, mache ich in der ersten Schulwoche den entsprechenden Moodle-Kurs hübsch. Ich nutze die digitale Lernplattform ständig und dann sollen meine neuen Schüler*innen es dort auch nett haben. Damit es dort nicht so leer aussieht, lade ich auch bereits ein paar Dateien hoch:
Im Laufe der Jahre haben sich dabei einige Übersichten herauskristallisiert, die fast jeder Kurs zum Start sehr hilfreich fand. Dieses »Starter-Kit« könnt ihr vollständig in diesem Post herunterladen!
- Abiturvorgaben 2027 des Landes NRW (⬇️pdf)
- Operatoren-Liste (⬇️pdf)
- Aufgabenformate im Abitur (⬇️docx / ⬇️pdf)
- Tipps zum Lesen in der Q-Phase (⬇️docx / ⬇️pdf)
- Gattungstrias (⬇️pdf komplett / ⬇️pdf reduziert)
- Die Stilblüten (⬇️docx / ⬇️pdf)
Ganz oben im Kurs finden die S*uS die fachlichen Anforderungen für die Abiturprüfung. Damit sehen sie von Anfang an ganz transparent, was am Ende der etwas mehr als anderthalb Jahre Q-Phase von ihnen erwartet wird. Neben dem ausführlichen Lehrplan mit ausformulierten Kompetenzen, didaktischen Erläuterungen und juristischen Vorgaben – also dem ewig langen Pamphlet, das auch wir Lehrer*innen nur im Notfall lesen – gibt das Land NRW für jeden Abi-Jahrgang eine übersichtliche Tabelle heraus, mit der Lehrer*innen und Schüler*innen den Überblick behalten können. Das gibt es in anderen Bundesländern sicher auch!
(Quick Reminder für meine NRW-Kolleg*innen: Rotdruck bedeutet nicht, dass ein Thema mit höherer Wahrscheinlichkeit im Abi drankommt, wie man z.B. vorletztes Jahr sehr gut sah. Es sind keine Sternchenthemen wie in BaWü. Die gesamte Tabelle ist obligatorisch 😬)
Die Operatoren-Liste ist ebenfalls ein offizielles Dokument des Kultusministeriums, das den meisten bekannt sein sollte. Gerade in Deutsch und Geschichte muss man sich leider bei einigen Begriffen merken, was genau das Land in Klausuren darunter versteht (z.B. dass »erörtern« immer eine abwägende Pro- und Contra-Argumentation verlangt, dass es zwischen »beurteilen«, »bewerten« und »Stellung nehmen« natürlich gewaltige Unterschiede gibt – und dass die drei Wörter in Deutsch, Geschichte und SoWi auch noch verschiedene Erwartungen stellen…). Es lohnt sich in jedem Fall, vor jeder Klausur mögliche Operatoren mit den S*uS kurz durchzugehen und deren starre Bedeutung zu erklären.
Im dritten Dokument habe ich einfach alle Aufgabenformate, die im Abi (und somit auch im Unterricht davor) drankommen können, in einer Tabelle zusammengefasst. Neben dem amtlichen Namen (»Aufgabenart I b«) habe ich in der rechten Spalte etwas bodenständiger übersetzt, was das ist (»Gedichte vergleichen«).
Nach dem ganzen Prüfungs-Schnickschnack, den ich v.a. aus Transparenzgründen hochlade, finden die S*uS meine Tipps zum Lesen in der Oberstufe. Dass viele Jugendliche die Schullektüren nicht lesen, liegt nicht nur an dumpfer Faulheit: Wenn der Wortschatz zu klein ist, die Konzentration fehlt, ein ruhiger Ort fehlt… verfällt man eben in Vermeidungsstrategien. In der Liste finden sich einige Methoden, die die S*uS im Laufe der Q-Phase ausprobieren können, wie sie anspruchsvolle Werke am besten bewältigen können.
Die Gattungstrias ist eine kleine Wiederholung aus der Sek1 (ca. Klasse 7, Balladen). Mir fällt immer wieder auf, dass S*uS gar nicht checken, warum sie verschiedene Analyse-Methoden lernen – warum sie einen Sachtext nicht wie ein Gedicht analysieren können und dass Erzähltexte und Gedichte sich überhaupt unterscheiden. Die Übersicht ist ein verzweifelter Versuch, zumindest die Großgattungen nochmal ins Gedächtnis zu rufen, um im Abi nichts vom personalen Erzähler im Sonett zu lesen. Im Laufe der Q-Phase kommen dann im Moodle Leitfäden zur Interpretation der verschiedenen Textsorten hinzu (den Leitfaden zur Lyrik gibt es z.B. hier).
Zuletzt finden die S*uS in ihrem neuen Moodle-Kurs die Stilblüten-Übersicht, über die ich bereits ausführlicher auf Insta schrieb. Kurz gesagt ist das eine Sammlung häufiger Fehler (fachlich, Ausdruck…) und Ungenauigkeiten, die leicht zu vermeiden sind – etwa mit den Formulierungen in der dritten Spalte. In Klausuren nutze ich dann 🌸Blümchen als eigenes Korrekturzeichen, um ganz spielerisch zu zeigen: »Den Fehler hättest du mit etwas Lernen leicht vermeiden können«.
Im Moodle-Kurs benenne ich außerdem bereits die thematischen Abschnitte, damit die S*uS von Anfang an sehen können, in welcher Reihenfolge wir die Themenblöcke aus der Abi-Übersicht ca. behandeln. Orientierung, Transparenz und das Gefühl, dass ihr Lehrer sich schon einige Gedanken gemacht hat, wie er sie geschmeidig bis zum Abi lotst, helfen vielen Schüler*innen erfahrungsgemäß.
Die ganzen Dateien müssen meine neuen Schüler*innen natürlich nicht direkt auswendig lernen o.ä. An nichts davon ist eine Erwartung geknüpft. Tatsächlich werden viele sich die Übersichten erst Monate später, einige vielleicht sogar gar nicht anschauen. Und das ist völlig okay so. Alle diese Übersichten sind Angebote: für ein paar niedrigschwellige Tipps, etwas Wiederholung, einen Ausblick aufs Ziel in der Q2, worauf ich in Texten achte usw. Einige S*uS nehmen dieses Informationsangebot dankbar an, andere brauchen es vielleicht gar nicht. Es ist aber gut, wenn es für die Ersteren vorhanden ist 🙂
Habt ihr auch Dateien, die ihr gern am Anfang zur Verfügung stellt? Oder findet ihr es überfordernd, gleich so viel in den Kurs zu packen? Schreibt uns gern eure Meinung!
Juristisches: Die geteilten Materialien sind selbst erstellt. Sie dürfen bedenkenlos im Unterricht verwendet und dafür verändert werden. Auch Weiterverbreitung und Reuploads sind mit Verweis auf Laberfach.de gern gestattet. Lediglich die kommerzielle Verwendung des Materials ist vollumfänglich untersagt.
3 Antworten auf „📦Starter-Kit für neue Q1-Deutschkurse“
„ dass es zwischen »beurteilen«, »bewerten« und »Stellung nehmen« natürlich gewaltige Unterschiede gibt“
Kannst du die drei Operatoren und deren Unterschiede nochmal erklären? Trotz der Erläuterung bin ich mir da unsicher und will den Schülern keinen Quatsch erzählen.
Gerne!
„Beurteilen“ meint in Deutsch eine rein fachliche Einschätzung – keine gefühlige Meinungsäußerung. Beispiel: „Beurteilen Sie, ob Drama XY dem Pyramiden-Schema von Gustav Freytag entspricht“. Dabei müssen S*uS fachlich abwägen und sich auf die entsprechende Theorie beziehen, nicht ihr Bauchgefühl befragen.
„Bewerten“ enthält eigene „Werte“, also eine persönliche Positionierung. Beispiel: „Bewerten Sie, inwiefern Figur XY in dieser Szene moralisch gut handelt“. Die Abwägung enthält eigene Normen und Werte. Meistens kann man bei dem Operator gut mit dem Grundgesetz argumentieren.
„Stellung nehmen“ finde ich am schwammigsten formuliert und in den Klausuren auch am willkürlichsten verwendet. Klar ist: Hier wird ein längerer Text mit mehr Aspekten verlangt. Ob dann neutral oder anhand eigener Werthaltungen argumentiert werden soll (oder beides), muss man der konkreten Aufgabe entnehmen. Ich rate S*uS immer, im Abi im Zweifel beides hinzuschreiben. 🙂
Vielen lieben Dank für die Materialien.
Ich werde einen Teil davon für meine Oberstufe übernehmen (natürlich mit Quellenangabe), weil gerade die Lesetipps und die Stilblütenübersicht wunderbar knackig formuliert sind. Ich neige dazu, mich tot zu labern (um den Begriff zu nutzen).
Viele Grüße aus BaWü.